Wahn und Wirklichkeit
In der aktuell angespannten Situation will ich als Künstler mit visueller Symbolik auf meine Umgebung und auf die politische Situation reagieren. Deswegen stelle ich das Projekt «Wahn und Wirklichkeit»vor. Mein Projekt ist eine Art architektonisches Monument von hybrider visueller Symbolik. Angesichts der Konfrontation zwischen Russland und dem Westen präsentiert es sich in zwei Ländern – in Schweden und in der Ukraine.
Der Vorschlag besteht aus zwei Elementen: Das erste sind die alten Bunker, die wegen der aktuellen Kriegshysterie in Schweden wieder funktionsfähig gemacht werden. Auf ihnen arrangiere ich ein System von Glocken zu einem provisorischen Glockenturm. Das zweite Element der Komposition platziere ich im friedlichen Poltawa, einer Stadt in der Ukraine. Ein Glockenturm wird errichtet, wobei anstelle seiner Glocken Kanonen aufgehängt sein werden.
Die Arbeit basiert auf einem lange zurückliegenden Ereignis aus der Geschichte des Nordischen Krieges zwischen Russland und dem Schwedischen Großreich, dessen Ursache der Wille Russlands war, sich einen Zugang zum Baltischen Meer zu sichern und den Schweden die Ukraine zu entreißen. Zur Vorbereitung der Entscheidung in der Poltawa-Schlacht gebot Peter der Große, alle Glocken der russischen Kirchen einschmelzen zu lassen, um daraus die dringend benötigten Kanonen zu gießen. Nach der siegreichen Schlacht ließ Zar Peter aus dem Messing der erbeuteten schwedischen Kanonen Glocken gießen, um sie den Kirchen zurückzugeben.
Mit „Glocken und Kanonen“ bringe ich den Schweden ihre Kanonen zurück, die Kanonen, die der Zar zu Glocken für die russischen Kirchen hat gießen lassen.
Zugleich bringe ich die Glocken auf die russischen Glockentürme zurück — zu Kanonen gegossen aus deren Metall.
Leonid Sokhranski
Dusseldorf 2015